Rückblick zum Vortrag „Aufgeklärt glauben“

Am 29. Februar 2024 nutzten viele Hechtsheimerinnen und Hechtsheimer den „zusätzlichen Tag“ des Schaltjahres, um sich auf Einladung des Ökumenischen Arbeitskreises mit dem Thema „Aufgeklärt glauben – über Vernunft und Frömmigkeit“ zu beschäftigen.

Seit es Religion gibt, meldet sich auch Kritik an ihr. Unter der Leitung von Herrn Pfarrer in Ruhe Dr. Ernst L. Fellechner (30 Jahre Pfarrer an der Saalkirche in Ingelheim) wurde beleuchtet, wie ein „vernünftiger Glauben“ heute aussehen kann, und wie es gelingen kann, wissenschaftliche Erkenntnisse so zu integrieren, dass eine persönliche Frömmigkeit als Hilfe zum Leben nicht zerstört wird.

Zunächst ging es um eine Definition von „Glaube“, „Vernunft“, „Aufklärung“ und „Frömmigkeit“. Danach wurde die Bibel hierzu befragt, bevor Dr. Fellechner die verschiedenen Zuordnungsbemühungen von „Glaube“ und „Vernunft“ durch die Zeiten vorstellte: Von „Glauben und Vernunft in eins“ über die Dominanz des Glaubens, die Emanzipation der Vernunft vom Glauben, dem Gegeneinander von Vernunft und Glauben, der Dominanz der Vernunft bis hin zum Nebeneinander von Vernunft und Glauben in heutiger Zeit. Aktuell hat sich eine gewisse Demut innerhalb der Wissenschaften durchgesetzt, da sie sich bewusst wurden, nicht mehr (oder noch nicht) alles wissen und erklären zu können. Und auf Seiten des Glaubens ist eine „Vernunftfreundlichkeit“ festzustellen. Der Glaube ist toleranter geworden, indem er wissenschaftliche Erkenntnisse gelten lässt, und daneben seinen persönlichen Glauben lebt. Dieser vermittelt dem Glaubenden Hoffnung, Vertrauen, Stabilität, Trost und Geborgenheit in einer Welt, die immer unübersichtlicher wird.

Dr. Fellechner schloss den interessanten Abend mit der Erkenntnis, dass wir als Christen vernunftbegabte Wesen sind und zugleich nach einem festen Glauben streben. So treffen Vernunft und Glauben in jeder einzelnen Person aufeinander. Der Glaubende sucht einen Sinn, ein Fundament im Leben, was allein nicht unvernünftig sein kann. Und was nicht bewiesen werden kann und nicht widerlegt, das darf jeder Christ getrost glauben.

Beide, Glauben und Wissen, sind verschiedene Zugangsweisen zu derselben Wirklichkeit. Glauben und Wissen sind gottgeschaffene Werkzeuge, die einander ergänzen. Beide lassen gemeinsam staunend stehen vor dem Heilswerk Jesu Christi. Und nur beide gemeinsam veranlassen uns durch den Heiligen Geist zu moralischem und solidarischem Handeln am Nächsten, weil solches Tun glaubensmäßig geboten und vernünftig ist, damit unsere Gesellschaft nicht an Egoismus und Kälte scheitert.

Der Ökumenische Arbeitskreis Hechtsheim bedankt sich an dieser Stelle noch einmal beim Referenten und freut sich, im Herbst einen weiteren Gesprächsabend anbieten zu können, diesmal mit Herrn Pfarrer Ladner. Die Details werden in den Gemeindebriefen und mit Aushängen in den Schaukästen rechtzeitig bekannt gegeben.

Annette Meschkat

Dr. Fellechner.   Foto: Ökumenischer Arbeitskreis