Konzeption

Die Bedeutung einer Kindertagesstätte für die kindliche Entwicklung

Warum ist eine Kindertagesstätte so wichtig? Mit dem Eintritt in die Kindertagesstätte beginnt für das Kind und die Eltern ein ganz neuer Lebensabschnitt. Oft ist es der erste Schritt für die Kinder aus der Geborgenheit der Familie in eine neue fremde Umgebung mit vielen neuen Eindrücken.

Das Alter zwischen einem und sechs Jahren ist ein „besonderer“ Lebensabschnitt und eine wichtige Basis für die spätere Entwicklung, denn in diesem Alter sind die Kinder besonders aufnahmebereit und begeisterungsfähig. Der Alltag in der Einrichtung bietet die Möglichkeit zum Erleben von Gemeinschaft, zum Entdecken von Gemeinsam- und Unterschiedlichkeiten. Hierbei erfahren die Kinder ihre Einzigartigkeit und die ihrer Spielkameraden und wachsen daran.

Kinder haben eine natürliche Neugier und einen Forscherinstinkt. Dadurch erwerben sie Erfahrungen und Fähigkeiten, die die Grundlage für die Schulzeit und somit das gesamte spätere Leben bilden:

  • Konfliktfähigkeit
  • Ausdauer
  • Selbständigkeit
  • Selbstvertrauen
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Grob- und Feinmotorik und vieles mehr…

Der unendliche Schaffensdrang und die immense Spielfreude der Kinder können in der Krippe und im Kindergarten voll ausgelebt und unterstützt werden, was in diesem Umfang in weiteren Lebensabschnitten nicht mehr möglich sein wird. Das geschieht unter anderem durch gezielte Unterstützung der Weiterentwicklung der Kinder, das Lernen durch Nachahmung und den Kontakt zu anderen Kindern mit Hilfe von qualifiziertem Personal. Zusätzlich ist das Spiel die Methode der Kinder in diesem Alter, um ihr Wissen und ihre Kompetenzen und Fertigkeiten zu erweitern.

Zusammenarbeit mit den Eltern – Leitgedanken

Pflege und Erziehung des Kindes ist das natürliche Recht und die Pflicht der Eltern. Kinder erwerben in ihren Familien Kompetenzen und Werte. Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist im Kindertagesstättengesetz Rheinland-Pfalz fest verankert. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Kindertagesstätte und Eltern streben wir eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft an. Hier öffnen sich beide Seiten füreinander, tauschen ihre Betreuungs-, Erziehungs- und Bildungsvorstellungen aus und kooperieren zum Wohl des Kindes miteinander. Bei dieser Art von Zusammenarbeit werden dem Kind ideale Entwicklungsbedingungen ermöglicht.

Das Kind soll erleben, dass die Einrichtung und die Familie:

  • eine positive, einander zugewandte Einstellung haben
  • viel über die aktuelle Situation voneinander wissen und vor allem auch für das Kind relevante Informationen durch einen ständigen Kontakt austauschen können
  • gleichermaßen am Wohl des Kindes interessiert sind
  • ein kooperierendes Erziehungsverhalten haben

Wir wünschen uns eine gemeinsame Verantwortung!

Elternausschuss

Die gesamte Elternschaft wählt im Rahmen der Elternversammlung im Oktober jeden Jahres einen Elternausschuss, der als Bindeglied zwischen Eltern, Träger und Kindertagesstätte fungiert. Dieser hat die Aufgabe die Erziehungsarbeit zu unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen Einrichtung, Eltern und Träger zu fördern. Der Träger und die Leitung berichten im Elternausschuss regelmäßig über die Arbeit in der Kindertagesstätte.

Kitaausschuss

Der Kitaausschuss wird vom Kirchenvorstand zur Wahrnehmung der Trägerverantwortung im Alltag eingesetzt. Er besteht aus 4 Mitgliedern des Kirchenvorstandes, eine davon ist die Pfarrerin mit Dienstzuständigkeit Kindertagesstätte, 2 Vertretern des Elternausschusses, 2 Mitarbeitenden der Kindertagesstätte, darunter die Leitung. Gegebenenfalls können weitere sachkundige Personen nachberufen werden.

Der Ausschuss berät im Rahmen der geltenden kirchlichen und staatlichen Bestimmungen über alle die Tageseinrichtung für Kinder betreffenden Angelegenheiten. Der Kitaausschuss hat den Auftrag, die Arbeit der Einrichtung zu unterstützen und die Zusammenarbeit zwischen Tageseinrichtung und Eltern zu fördern. Der Ausschuss stellt Anträge und gibt Empfehlungen an den Träger und gewährleistet das Mitbestimmungsrecht der Eltern.

Förderverein

siehe hier

AG Fundraising Krippe

siehe hier

Unsere Haltung zum Kind

Wir sehen jedes Kind als einzigartig an mit einer individuellen Persönlichkeit, vielfältig und unterschiedlich und so bunt und liebenswert wie die Schöpfung selbst. Wir müssen nur hinschauen und finden überall unsere Kinder. Um die Wertschätzung jedes Kindes festzuhalten, hat das Team der Evangelischen Kindertagesstätte Mainz-Hechtsheim folgende grundlegende Haltung zum Kind:

  • Jede Interaktion wird sprachlich begleitet
  • Wenn wir mit dem Kind sprechen, ist ihm unser Blick stets auf Augenhöhe zugewandt
  • Wir bieten den Kindern eine vorbereitete Umgebung (Zeit, Raum, Materialien,…) zum Ausprobieren, Experimentieren und Beobachten an
  • Unsere Stimme ist ruhig, unsere Sprache deutlich
  • Unsere Hände sind stets zärtlich
  • Wir halten das Kind nicht fest – eine Ausnahme bildet die Gefahrenabwendung
  • Das Kind wird nicht getragen, wenn es schon krabbeln bzw. laufen kann, außer, das Kind äußert das Bedürfnis, mal ein Stück getragen zu werden
  • Wir bieten dem Kind die Hand an, um es zu führen
  • Wir bieten dem Kind Trost an und zum Trösten begeben wir uns auf Augenhöhe
  • Wenn das Kind Hunger und Durst hat, bekommt es Essen und Trinken
  • Essen soll es ausschließlich am Tisch im Essbereich
  • Jedes Kind bekommt soviel Unterstützung wie es benötigt, um zu einem positiven Ergebnis zu kommen (Krippenkinder laufen ohne Hilfe, klettern alleine auf Gerüste/Bäume bzw. ins Essbänkchen)
  • Ist ein Kind müde, darf es schlafen gehen
  • Jedes Kind hat ein natürliches Schlafbedürfnis, welches wir nicht unterbrechen
  • Wir lassen dem Kind und uns Zeit bei der Pflege
  • Der Alltag wird so geplant, dass für das Kind keine unnötige Eile entsteht
  • Wir leben dem Kind die Regeln unseres christlichen Miteinanders (Toleranz, Nächstenliebe, Respekt, Achtung, Rücksichtnahme, …) vor und erklären sie ihm in angemessener, entwicklungsentsprechender Weise
  • Dem Kind wird die Zeit und der Raum, die es benötigt, gegeben, um seine individuelle Entwicklung nach eigenem Tempo zu gestalten
  • Das Kind kommt in Ruhe an

Unsere Haltung zum Kind ist die Basis aller Handlungen im pädagogischen Alltag. Die Umsetzung dieser Punkte erfolgt stets im Rahmen unserer Möglichkeiten und ist situationsabhängig.

Leitziel unserer pädagogischen Arbeit

Leitziel unserer pädagogischen Arbeit ist es, den Kindern zu helfen, ein erziehungsfähiger, weltorientierter, schöpferischer, selbstverantwortlicher, glücklicher und mit sich selbst zufriedener Mensch zu werden, der den Anforderungen seiner Zeit gerecht werden kann.

Die pädagogischen Grundlagen erklären sich an Hand der Leitsätze aus den Standards Bildung, Erziehung und Betreuung der Qualitätsfacetten der EKHN.1

Pädagogische Ansätze

Krippe- U2- Bereich

In der Krippe arbeiten die pädagogischen Fachkräfte angelehnt an das Konzept von Emmi Pikler. Emmi Pikler (1902-1984) steht für einen Bewusstseinswandel in der Kleinkindpädagogik. Im Jahr 1945 gründete die Kinderärztin in Budapest ein Kinderheim für Sozialwaisenkinder. Aus ihrer Praxis als Familienärztin verfügte sie über 20 Jahre Erfahrungen in der Säuglingspflege und der frühkindlichen Erziehung.

Ihre entwickelten Grundsätze verwirklichte sie in ihrem Institut Lóczy. Dies leitete sie bis 1979, seit 1986 heißt es Pikler – Institut und gilt mittlerweile auch als anerkanntes Weiterbildungszentrum. Emmi Pikler und ihre Mitarbeiterinnen schafften ein ganz neues Verständnis für die frühkindliche Entwicklung.2

Der Grundsatz von Maria Montessori findet in der Emmi Pikler Pädagogik jederzeit Anwendung: „Hilf mir es selbst zu tun.“3

Bedeutsame Aspekte der Pikler- Pädagogik sind:

  • die achtsame Pflege
  • die freie Bewegungsentwicklung
  • die Bedeutung der Kinder füreinander
  • die vorbereitete Umgebung

Kindergarten- Ü2- Bereich

Im Kindergarten arbeiten wir offen mit Stammgruppen, angelehnt an den situationsorientierten Ansatz. Das offene Arbeiten ist kein Konzept, sondern eine professionelle Einstellung des Fachpersonals und beginnt in den Köpfen.

Durch Ausprobieren und Hinterfragen findet das pädagogische Personal heraus, was sich in der Praxis bewährt und damit auch was den Kindern und Erwachsenen in der Kindertagesstätte wohl tut. Für alle Belange der Kinder, der pädagogischen Fachkräfte und der Eltern offen zu sein, verlangt eine große Portion Mut und setzt eine hohe Achtsamkeit gegenüber den Anderen voraus.

Das offene Arbeiten verändert das Machtverhältnis zwischen den Kindern und den Erwachsenen. Dabei wird dem Kind mehr Verantwortung zugetraut, es kann größtenteils selbstbestimmt handeln. Das bedeutet nicht, dass das Kind die alleinige Entscheidungsgewalt hat oder machen kann, was es will, sondern es entfaltet seinem Entwicklungsstand entsprechend ein Pflichtgefühl für sein Handeln und das Wohlbefinden der Kindergruppe gegenüber. Um entsprechende Verantwortung übernehmen zu können, wird es vom pädagogischen Personal begleitet, angeleitet und unterstützt.4

Im Konzept des situationsorientierten Ansatzes sind die Biographien und Lebensbedingungen der Kinder, weniger die Sichtweise der Erwachsenen, Ausgangspunkt der pädagogischen Arbeit. Das Fachpersonal verfolgt das Ziel, Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft darin zu unterstützen, ihre Lebenswelt zu verstehen und selbstbestimmt, kompetent und verantwortungsvoll mitzugestalten.

Dazu werden zielgerichtet alltägliche Lebenssituationen von Kindern und ihren Familien aufgegriffen und daraus gemeinsam mit den Kindern Projekte und Themen erarbeitet. Durch das Lernen aus Alltagssituationen heraus werden die Kinder auf ihr weiteres Leben vorbereitet. Durch das Einbeziehen der Kinder in den Planungsprozess von Projekten wird ihre Selbständigkeit und ihr Selbstbewusstsein gestärkt: Sie lernen ihre Meinung zu äußern. Genauso wie ihnen zugehört wird, hören sie auch den Anderen zu und lernen so auch das Miteinander und Rücksicht nehmen auf Andere.

Die Schlussfolgerung des situationsorientierten Ansatzes ist, dass die Kinder ihre emotional-sozialen Kompetenzen am besten entwickeln, indem sie individuelle Erlebnisse und Erfahrungen verarbeiten und verstehen. Die Verarbeitung des Erlebten soll die Kinder seelisch entlasten, damit sie sich in der heutigen, von Reizüberflutung geprägten Welt positiv entwickeln können.5

Ziele der pädagogischen Arbeit

Qualitätsentwicklung (QE) und Qualitätsfacetten der EKHN

Basiskompetenzen und Bildungsbausteine

Bereits seit 2009 nimmt die Evangelische Kindertagesstätte am Qualitätsentwicklungsverfahren für Kindertagesstätten der EKHN teil.

Dieses Verfahren bietet auf der Grundlage regelmäßiger Selbstbewertung die Möglichkeit, strukturiert auf die Arbeit und die Rahmenbedingungen zu schauen und Themen für die Weiterentwicklung der Einrichtung zu finden. Bestehende Qualität wird dabei im Sinne einer lernenden Organisation gesichert – aktueller Handlungsbedarf wird offensichtlich und bearbeitet. Die tägliche Arbeit wird dadurch entlastet, denn gut funktionierende Abläufe und Prozesse unterstützen das ganze Team darin, an einem Strang zu ziehen, und neue Mitarbeitende können sich auf dieser Basis schneller und umfassender einarbeiten. Während dieser Zeit sind die Kindertagesstätte und ihre Strukturen im ständigen Wandel. Das gesamte Team überdenkt, reflektiert und entwickelt seine pädagogische Arbeit gegebenenfalls fortlaufend weiter.

Unterstützt wird unsere Einrichtung in diesem fortlaufenden Prozess durch die zuständige Fachberatung und den Fachbereich Kindertagesstätten. Mindestens einmal jährlich ist die Fachberatung in den QE-Prozess der Einrichtung vor Ort eingebunden. Des Weiteren moderiert sie die Auswertung der Selbstbewertung alle drei Jahre und unterstützt die Priorisierung der Themen für die Weiterentwicklung. In den Jahren zwischen der Priorisierung führt sie ein Gespräch mit dem gesamten Team zur aktuellen Situation mit Blick auf die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Rheinland-Pfalz.

1http://kita.zentrumbildung-ekhn.de/arbeitsfelder/qualitaetsentwicklung/standards/

(letzter Zugriff: 05.09.2017)

2 Susanne Reitberger, Die Kleinkindpädagogik von Emmi Pikler

3 Maria Montessori

4 Bausteine Kindergarten, Offene Formen in der Frühpädagogik, 2017.

5 vgl. www.kita.de/wissen, Mai 2016.