Rückblick: Vortrag Friedenspredigten

Friedenspredigten in der Zeit zwischen Reformation und Französischer Revolution- mit diesem spannenden Thema beschäftigten sich am 14. März 2019 rund 20 Gäste auf Einladung des Ökumenischen Arbeitskreises.

Dr. Henning P. Jürgens, Historiker am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, berichtete anschaulich von den Forschungsergebnissen zu den Friedenspredigten des 16. bis 18. Jahrhunderts. In einem internationalen Verbundprojekt im Rahmen des Leibniz-Wettbewerbs von 2015 bis 2018 arbeiteten Wissenschaftler aus Italien, Polen und Deutschland aus der Kunst- und der Musikgeschichte, der Theologie, der Geschichte und der Literaturwissenschaft zusammen. Immerhin gab es in dieser Zeit fast ständig Kriege und rund 1800 Friedensvereinbarungen – und damit auch zahlreiche Anlässe für Friedenspredigten. Dr. Jürgens analysierte über gedruckte 500 Werke ab dem 17. Jahrhundert. Dabei handelte es sich überwiegend um evangelische Predigten. Dies liegt vor allem darin begründet, dass katholische Festgottesdienste eher musikalisch ausgestaltet wurden und es daher viele Kompositionen zur Würdigung der Friedensschlüsse gab. Aber der Forscher verwies auch auf das Friedensfest am 11. November 1648 in Mainz unter Erzbischof Johann Philipp von Schönborn, dessen Friedenspredigt leider nicht gedruckt wurde und somit nicht mehr erhalten ist.

Die Friedensfeiern wurden häufig von der Obrigkeit angeordnet, ihr Verlauf wurde detailliert geplant. Es herrschte das Grundverständnis, dass Krieg die Strafe Gottes und Frieden die unverdiente Gnade Gottes ist (dieses Verständnis galt konfessionsübergreifend). Den Texten lassen sich Friedenssehnsucht und Klage über erlittenes Leid entnehmen. Oft wird der Frieden interpretiert, es wird aber auch ein Blick auf die Betroffenen gerichtet: Kriegsgewinnler, unbeteiligte Dritte, Belastete gehen aus den Predigten hervor und geben somit einen guten Einblick in die Situation der Gemeinden in jenen Jahren.

Der interessante Vortrag regte die Gäste zu zahlreichen Fragen und Diskussionsbeiträgen an, so dass der Abend viel zu schnell verflog. Der Ökumenische Arbeitskreis bedankt sich auf diesem Wege bei Dr. Henning P. Jürgens und freut sich schon auf dessen zweiten Vortrag im Herbst dieses Jahres. Dann soll es um Psalmlieder gehen.

Foto: Ökumenischer Arbeitskreis