Rückblick: Vortrag „500 Jahre September-Testament“
Am 13. Oktober 2022 lud der Ökumenische Arbeitskreis ein zum spannenden Vortrag „500 Jahre September-Testament – Luthers Bibelübersetzung: Druckgeschichte und Einfluss auf die deutsche Sprache“ mit Dr. Henning P. Jürgens, wissenschaftlichem Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Dr. Jürgens war schon mehrfach Referent in Hechtsheim, viele Gäste verfolgten gespannt den Abend im evangelischen Gemeindezentrum.Im September 1522 erschien die erste Ausgabe von Martin Luthers sogenannte „Septembertestament“, das er als Junker Jörg auf der Wartburg erstellt und in Wittenberg abgeschlossen hatte. Die erste Fassung dieser Übersetzung erschien in einer prächtigen Ausgabe mit Holzschnitten von Lukas Cranach, und den einzelnen Büchern wurden Einleitungen vorangestellt. Die erste Auflage betrug 3.000 Exemplare, die gleichwohl binnen kürzester Zeit ausverkauft war.
Damit begann die Geschichte von Luthers Bibelübersetzung, die wie kaum ein Werk die deutsche Sprache geprägt hat. Die Fertigstellung zur Leipziger Messe war eine logistische Meisterleistung, bald folgte eine zweite Auflage. Zahlreiche Nachdrucke Dritter entstanden, es gab niederdeutsche Übersetzungen. Insgesamt kennt man heute 445 (Teil-) Ausgaben zwischen der Leipziger Messe 1522 und Luthers Tod.
Dr. Jürgens stellte klar, dass Luthers September-Testament keinesfalls die erste deutsche Übersetzung der Bibel war und dass Luther nicht die hochdeutsche Sprache erfunden hat. Der Vortrag mit Bildern zeichnete den Verlauf der Ereignisse nach, widmete sich der sprachgeschichtlichen Bedeutung der Übersetzung und erläuterte, warum das „Septembertestament“ heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe zählt. Die Gäste des Abends konnten in Faksimile-Ausgaben blättern und so den Aufwand der Erstellung im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“.
Text: Annette Meschkat / Wortwolke: Dr. Henning P. Jürgens