RÜCKBLICK: Beten will gelernt sein
Rückblick zum Vortrag „Beten will gelernt sein“
Am 19. März versammelten sich auf Einladung des Ökumenischen Arbeitskreises 13 Gäste, um Pfarrer i. R. Dr. Fellechner zum Thema „Beten will gelernt sein“ zu lauschen. Zunächst stand die Frage im Raum, ob Beten einen Sinn hat. Wir Christen hoffen und vertrauen darauf, dass da einer hört, wenn wir beten, dass einer redet, wenn wir schweigen, dass da einer aufmacht, wenn wir anklopfen, dass da einer gibt, wenn wir bitten. Dr. Fellechner schilderte eindrücklich, er habe die Erfahrung gemacht, dass ihm die Zwiesprache mit sich selbst und mit Gott guttut, ihn erleichtert, tröstet und ihm neue Perspektiven eröffnet.
Doch was ist ein Gebet?
Zusammenfassend lässt sich sagen:
- das Gebet findet allein oder in Gemeinschaft mit anderen statt
- es ist Zwiegespräch mit mir selbst und mit Gott
- es ehrt, lobt, preist zuallererst Gott als Schöpfer und Geber aller Gaben
- es bringt all unsere Erfahrungen, die positiven wie die negativen, ins Gespräch
- es ist zugleich Ausdruck unseres Glaubens und Vertrauens – sowie unserer Hilflosigkeit und Bedürftigkeit, auch aller Zweifel
- es ist Bekenntnis, Schuldeingeständnis, Klage, Vergewisserung, Bitte und Fürbitte
- die Formen des Gebets reichen vom Stoßseufzer, über das freie Gebet bis hin zu festen, ritualisierten Formen und Kerngebeten (wie Vaterunser, Glaubensbekenntnis usw.)
Es ist egal, wo ich bete: zu Hause, abends im Bett, in der Kirche allein oder im Gottesdienst, draußen in der Natur oder im Wartezimmer beim Arzt. Wichtig ist allein die innere Haltung.
Was kennzeichnet meine innere Haltung?
- Die Bereitschaft, auf mein Inneres zu hören
- Es kann helfen, wenn ich dazu die Augen schließe und dadurch alles Ablenkende, alle Außenreize ausblende.
- Offen sein: offen für Gottes Ruf, für seine Antwort, seinen Rat und seine Hilfe. Er hört, kann warten, schweigt auch manchmal, scheint ferne zu sein … Manchmal spricht er durch unser Gewissen und unsere Gedanken, manchmal durch andere Menschen, manchmal auch durch unsere Geschicke oder Erlebnisse.
- Wir sollten uns zuerst an all das erinnern, was Gott uns geschenkt hat: Welche Gaben wir bekamen, was uns geglückt ist, welche Schwierigkeiten wir überwunden haben, was an schönen Dingen wir erlebt und genossen haben, wie gut es uns in Deutschland immer noch geht, dass wir keinen Hunger leiden und Frieden herrscht. Das lenkt die Perspektive vom Negativen auf das Positive, die Dankbarkeit hilft uns aus jedem finsteren Loch.
- Eingebettet in den Rahmen von Dank und Lobpreis hat Klage und Bitte ihren Ort. Alles dürfen wir bitten in der Gewissheit, dass Gott es hört. Ob er uns auch erhört, ist nicht gewiss. Aber das Wichtigste ist, dass das Bittgebet uns motiviert, das Erwünschte, das Verändern des Jetztzustandes zu denken. So eröffnet uns jedes bittende Gebet neue Perspektiven und Horizonte, macht uns das Herz leichter, die Gedanken klarer und die Zukunft heller. Denn die Hoffnung auf Erfüllung hebt bereits unserer Stimmung ins Positive.
- Ändere, was Du selbst ändern kannst – und stelle den Rest dem oder der Anderen und Gott anheim. Recht verstandenes Gebet ist also eine Einübung in veränderndes Denken, Fühlen und Handeln. Darum ist der Dialog mit sich selbst und mit Gott so wichtig und so nötig. Es geht um unsere Seelenhygiene!
Wozu ist Beten gut?
- Beten ist gut gegen die Angst
- Beten klärt die eigenen Gedanken
- Beten distanziert von der eigenen Betroffenheit
- Beten mobilisiert geistige, seelische und körperliche Kräfte
- Beten schenkt Hoffnung da, wo alles hoffnungslos scheint
- Beten ruft den Frieden herbei, wo Streit herrscht
- Beten fordert zur Solidarität, wo der Egoismus sich breit macht
- Beten ist die letzte Möglichkeit, wo alle Aktivitäten versagt haben
- Beten ist der Dank an den, dem die Ehre gebührt
So gibt mir das Gebet keine Garantie auf Erhörung, aber es stärkt mein Vertrauen in Gott, dass auch andere Fügungen für mich sinnvoll und gut sein werden.
Fazit von Dr. Fellechner am Ende eines interessanten Abends: Beten will gelernt sein und übt sich am besten, indem man es aktiv praktiziert.
Text: Annette Meschkat