Pfarrerin Elke Stein verabschiedet

„Heute Abend sage ich als Pfarrerin auf der Pfarrstelle Hechtsheim West: Ade. Adieu. Seid Gott befohlen“, verabschiedete sich Elke Stein von ihrer Gemeinde in Mainz-Hechtsheim. Während eines feierlichen Abendgottesdienstes wurde sie im evangelischen Gemeindezentrum von Dekan Andreas Klodt aus ihrem Amt entpflichtet.

1969 in Leonberg bei Stuttgart geboren, wuchs Elke Stein im Raum Stuttgart/Ludwigsburg auf. Nach ihrem Abitur absolvierte sie zunächst ein Freiwilliges Soziales Jahr in Paris, bevor sie sich in Stuttgart, Heidelberg und Kiel dem Studium der Theologie widmete. Im Dezember 1999 wurde sie in Ahrensburg zur Pfarrerin ordiniert. Nach fünfjährigem Pfarrdienst in Hamburg-Rahlstedt (1999-2004) und anschließender Pfarrstelle in Hachenburg/Westerwald wurde sie am 5. Juni 2011 von Dekan Klodt in die Hechtsheimer Gemeinde eingeführt. Nach acht Jahren verabschiedete sie sich nun, um eine Pfarrstelle im benachbarten Dekanat Ingelheim/Oppenheim anzutreten.

„Hechtsheim hat ein buntes Gemeindeleben mit all seinen Facetten. Ich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt und gut eingebunden. Vor allem, weil mir hier sehr viel Vertrauen und Zutrauen entgegengebracht wurden. Durch viele verschiedene Begegnungen fühle ich mich in großer Fülle bereichert“, blickte Elke Stein auf ihre Amtszeit im Mainzer Stadtteil zurück. Besonders in Erinnerung bleibe ihr die vielfältige Gestaltung der Gottesdienste. „In Hechtsheim werden reichhaltige Gottesdienste gefeiert – themenbezogen und glaubensbezogen. Das ist schön und kostbar.“

 

Die pastorale Arbeit in der Kindertagesstätte in Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde Mainz-Hechtsheim bildete einen starken Schwerpunkt. „Als ich 2011 in die Gemeinde kam, war hier noch eine Wiese“, sagte Elke Stein und zeigte auf den Krippenbau neben ihrem Pfarrhaus. „In den ersten Jahren bestand die Kita aus einem dreizügigen Kindergarten“, erinnerte sich die Mutter von zwei jugendlichen Kindern. Nun ergänzt ein Erweiterungsbau mit Platz für zwanzig Krippenkinder sowie eine Frischeküche die Einrichtung. Im vergangenen Jahr wurde die Kita zudem auf Ganztagsbetrieb umgestellt. „In Trägerverantwortung und mit Unterstützung der Ehrenamtlichen durfte ich hier viele Fäden in der Hand halten, angefangen bei der pastoralen Arbeit mit Gottesdiensten für die Kitakinder über die pädagogische Begleitung bis hin zur Geschäftsführung und Zuständigkeit für das Personal. Dabei habe ich sehr viel gelernt, was Verwaltung und Arbeitsrecht angeht und mich immer darüber gefreut, mit den Kindern und Eltern in der Kita in Kontakt zu sein“, reflektierte die 50-Jährige.

Elke Stein hat sich positioniert: „Ich stehe sehr für ein ökumenisches Miteinander und habe dabei keine Angst, dass wir als evangelische Christen dabei unser eigenes Profil verlieren.“ So habe sie als Lehrkraft für evangelische Religion in der Martinusschule Mainz-Oberstadt gute ökumenische Wege entwickelt und gemeinsame Gottesdienste mit katholischen Christen gefeiert. „Das Ausrichten auf Gott mit der Erfahrung von Kraft und Trost, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, den Blick für andere zu haben und als Drittes sich selbst achtsam wahrzunehmen und zu schätzen“ – dieser Dreiklang begleitete ihre Arbeit.

„Es ist eine hohe Kunst, diesen Dreiklang – Gott, unsere Mitmenschen und uns selbst – im Einklang zu halten“, gab die Pfarrerin während ihrer letzten Predigt den Menschen in Hechtsheim auf den Weg. Dabei nahm sie Bezug auf die Schriftlesung aus Markus 12, Verse 28-34: die Frage nach dem höchsten Gebot. „Viele Menschen in Hechtsheim setzen sich für ein gutes Miteinander ein. Das hat mich sehr beeindruckt. Davon nehme ich viel mit“, sagte sie und zeigte auf ihren kleinen Koffer. Einst ein Geschenk von ihrem Vater, bietet er nur Platz für das Nötigste. Platz für das, was unbedingt mit auf die nächste Reise muss. Mit dabei sein wird die Bibel. „Sie ist mir in der Zeit hier ans Herz gewachsen. Ich habe sie hier als Schatzkiste neu entdeckt“, sagte Elke Stein.

Nach acht Jahren, nach einer Zeit, in der viel passiert sei, gelte es nun Abschied zu nehmen, sagte Andreas Klodt. Prägend für diese Zeit stehe für ihn das Gemeindezentrum. „Hier begegnet sich diese Kirchengemeinde auf Augenhöhe“, stellte der Dekan fest. Und ergänzte, was diese Kirchengemeinde auszeichne, sei, dass sie miteinander spreche. Hier Pfarrerin zu sein, bedeute zu sprechen, zu leben im Wort. „Auch Paulus hatte nichts weiter als das Wort. Dieses Wort habt ihr geteilt. Dieses Wort nimmst du mit. Dieses Wort lässt du hier.“ Dabei dankte ihr der Dekan auch für die Ausbildung der Lektoren und Prädikanten im Dekanat sowie für ihr Engagement in der Partnerschaft mit der evangelischen Kirche auf der Insel Sulawesi, der „Gereja Masehi Injili di Minahasa“, kurz GMIM.

Kirchenvorsteher Ulrich Prätorius zählte die vielfältigen Tätigkeiten und Aktivitäten der Pfarrerin auf, von denen viele im Verborgenen stattfinden, und dankte als Vorsitzender für das gute Miteinander im Kirchenvorstand. Pfarrer Tobias Josef Geeb gab ihr neben Grüßen der katholischen Schwestergemeinde St. Pankratius einen Auszug aus Psalm 119 in gedruckter Form mit auf den Weg. Grußworte der Ortsgemeinde, des Kita-Teams und Elternausschusses mit einigen Kindern, des Fördervereins der Kita und der Pfarrkollegin Karin Meier schlossen sich an. Sabine Feucht-Münch, Pfarrerin des Gemeindebezirks Ost, erinnerte an acht gemeinsame Jahre in der Gemeinde – eine Zeit, die verbinde. Ihr besonderer Dank galt den beiden Kindern, Jakob und Paula Stein, für die Unterstützung ihrer Mutter.

„Ich war gerne hier in Hechtsheim. Trotzdem habe ich mich entschieden, einen anderen Weg zu gehen, um verschiedene Bereiche meines Lebens in ein gutes Gleichgewicht zu bringen“, sagte Elke Stein. Daher habe sie sich im Frühjahr auf die volle Pfarrstelle im benachbarten Dekanat beworben, die seit Sommer letzten Jahres vakant ist. Am 22. September um 15 Uhr wird sie in der Evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Olm (2600 Mitglieder) eingeführt. Mit Pfarrerin Julia Freund, die hier eine halbe Pfarrstelle innehat, wird sie sich die dortige Predigtstelle teilen.

Die Evangelische Kirchengemeinde Mainz-Hechtsheim, der zwei volle Pfarrstellen zugeordnet sind, hat zurzeit etwa 3.300 Mitglieder. Die Pfarrstelle des Gemeindebezirks West ist bereits ausgeschrieben, in den Sonntagsgottesdiensten am 1. und 22. September wird sich jeweils ein Bewerber der Gemeinde vorstellen. Pfarrerin Sabine Feucht-Münch wird bis zur neuen Besetzung der Stelle die Vakanzvertretung übernehmen.

Text und Fotos: Karin Weber